... gehen ins Osterlicht
Karfreitag – An keinem anderen Tag prallen „tiefe Trauer“ und „überschwängliche Freude“ so hart aufeinander
Die sieben Wochen der Enthaltsamkeit sind fast vorbei. Meist kann ich mir dann, mit ein klein wenig Stolz, wieder zusprechen: „Ich habe es geschafft, zu mir selbst sieben Wochen lang, nein zu sagen“. Keine Süßigkeiten, kein Fleisch und kein Alkohol, das sind die Ziele, die ich mir selbst Jahr für Jahr setze. Natürlich sind die Beschränkungen bei jedem und jeder, die sich an „7 Wochen ohne“ beteiligen, anders geartet.
Einige entsagen dem Rauchen oder lassen für diese Zeit ihr Auto stehen. Auch die Art und Weise, wie das Ganze abläuft, unterscheidet sich. Die einen fasten nur sonntags oder nur am Wochenende,
andere ausschließlich von Montag bis Freitag. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, sieben Wochen lang enthaltsam zu leben.
Alle Fastenden haben eines gemein:
Es ist das Gefühl zu verzichten, obwohl sie es nicht müssten.
Man lernt, die verbleibenden „Genüsse“ besser zu schätzen. Der Geschmackssinn wird feiner, wenn er nicht von Eindrücken überschwemmt wird.
Trotz oder vielleicht genau wegen der Enthaltsamkeit lebt man intensiver, wenn man auf Herkömmliches verzichtet.
Durchs Kreuz zum Licht
Worauf es wirklich ankommt, lernt man in dieser Zeit kennen. Es ist das Glas Wasser, das wir wirklich brauchen; nicht die Flasche Bier.
Es geht auch ganz ohne Fleisch und Süßigkeiten.
Das Fasten führt uns zu den Ursprüngen zurück. Wir finden in dieser Zeit wieder ein wenig zu uns selbst, weil wir uns besser zuhören. Durch die Signale, die unser Körper nach einiger Zeit aussendet, erfahren wir, was wir selbst nötig haben.
Dabei spreche ich hier nicht nur von Essen und Trinken. Durch das Fehlen der Genüsse gibt es wieder Raum in uns; Raum für Gedanken und Gefühle.
Nachdenken über Sinn und Sein, unser Leben mit unseren Mitmenschen – unser Leben mit Gott.
Am Karfreitag gedenken wir der Kreuzigung und Grablegung Jesu. Die Aussicht auf die Auferstehung macht das Leiden Christi nicht minder schrecklich.
Vor dem Tod am Kreuz wird Jesus geschlagen, gefoltert, bespuckt und auf alle erdenkliche Art erniedrigt und gequält.
Jesus lebt den Menschen seiner Zeit vor, wie ein gottgefälliges Leben aussehen soll. Er zeigt den Menschen Wege auf, die zu Gott führen, auch ohne dass man zum auserwählten Volk gehört.
Es ist allein die Liebe, die zu Gott führt.
Kein Ritual und keine klugen Reden, kein Opfer und kein Gottesdienst sind etwas wert ohne die Liebe, die uns von Gott ins Herz gelegt wurde.
Die geistlichen Führer seines Volkes sahen wohl „ihre Felle davonschwimmen“, als sie Jesus der römischen Staatsmacht übergaben. Wie vor ihm der Bußprediger Johannes der Täufer soll nun auch Jesus dafür sterben, dass er alle seine Mitmenschen und damit auch die Obrigkeit zur Umkehr und Buße aufgerufen hat.
Doch die Wahrheit und Liebe Gottes lässt sich nicht aus der Welt schaffen,
indem man seine Boten umbringt.
Das hat schon bei Johannes nicht funktioniert und noch viel weniger bei Jesus.
„Dies ist mein lieber Sohn, den der Tod nicht behalten kann! Wenn schon euer Herz dies nicht erkannt hat, so vielleicht eure Augen und euer Verstand“,
ist die klare Botschaft Gottes an sein Volk und auch an uns.
Durch die Auferstehung wird es zur unumstößlichen Wahrheit, wenn Jesus sagt:
„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater denn durch mich.“
Jesus ging für uns durch die Finsternis des Karfreitags ins Osterlicht der Auferstehung.
Ich möchte ihm auch dieses Jahr folgen auf diesem Weg. Durch die Fastenzeit über Karfreitag bis zum Osterfest. Und Sie...?