Der Seelenfütterer - Klaus Bendel

Glauben (er)leben

 

Lebendiges Wasser / Der Brunnen – ein Quell des Lebens
Schon immer waren die Brunnen für dörfliche und städtische Gemeinschaften überlebenswichtig.

In früheren Zeiten gehörte der Gang zum Brunnen zum alltäglichen Leben. Dort traf man sich in der Sommerhitze, um Neuigkeiten auszutauschen oder auch das eine oder andere Geschäft zu besprechen. Die Brunnen waren ein Zentrum des Zusammenlebens.

Ich selbst kenne es nicht anders: Wie in anderen Haushalten auch, kommt bei uns das Wasser aus dem Wasserhahn. Daher erübrigt sich der Gang zum Brunnen, um Wasser zu holen. Und dennoch war der Brunnen, der mitten im alten Ortskern Hohenecks steht, Mittelpunkt meines Lebens.
Als Kind spielte ich am Brunnen (und häufig auch darin) oder saß dort mit meiner Großmutter, die aus ihrem Leben immer etwas Spannendes zu erzählen wusste.

Nun bin ich erwachsen, sitze immer noch gerne am Brunnen – manchmal alleine, häufig mit meiner Frau. Mit dem Plätschern des Brunnens im Rücken genießen wir dann die Ruhe oder reden über Gott und die Welt.
So wie ein Brunnen mehr ist als nur eine Wasserquelle, ist auch das Wasser selbst mehr als nur ein Durstlöscher. Das hatte auch Jesus erkannt. Im Johannesevangelium (4, 7-14) lesen wir von seinem Zusammentreffen mit einer samaritischen Frau. Am Brunnen kommt er ins Gespräch mit einer Frau, die außerhalb der jüdischen Gemeinschaft, eben in Samaria, der Hauptstadt des abgespaltenen Nordreichs, lebt. Ihr bietet er sein „lebendiges Wasser“ an. Sein Evangelium, seine gute Nachricht,
soll auch der Frau aus Samaria ein Quell des Lebens werden.
Jesus möchte, dass sein „lebendiges Wasser“ zu allen Menschen gebracht wird. Ganz egal, ob schwarz oder weiß, ob gläubiger Mensch oder Atheist. Unsere christliche Missionsaufgabe ist die eines Wasserträgers oder einer Wasserträgerin des „lebendigen Wassers Jesu“. Wenn wir anderen von unserem Glauben erzählen, geben wir dieses kostbare Gut weiter, und dies trägt zuweilen Frucht.
Leider gleicht unser Hohenecker Brunnen mittlerweile mehr einem Rinnsal als einem sprudelnden Bach und das Wasser im Brunnen mehr einer Algenzucht als einer frischen Quelle.

Dennoch: Menschen begegnen sich dort, und vielleicht ergibt es sich ja, dass wenigstens das „lebendige Wasser“ am Alt-Hohenecker Brunnen weiterhin munter und frisch fließen wird.