Gedankenreise nach Ägypten –
Hebammen verhindern Jungenmord - nach 2.Mose 1, 8-15
Textautor: Klaus Bendel
Folgende Sprecher(innen) werden benötigt:
Erzähler(in):
Diener:
Aufseher:
Ägyptische Frau:
Person in der Halle (m/w):
Pharao:
Hebamme Pua:
Hebamme Schifra:
Vorbereitung:
Die Sprecher verteilen sich bereits vor Beginn im Kirchenraum.
Erzähler: auf der Kanzel
Diener: Befindet sich im hinteren Bereich der Kirche, geht den Mittelgang entlang und ruft.
Aufseher: in der Ersten Reihe Kanzelseite
Ägyptische Frau: in der Ersten Reihe Taufsteinseite
Person in der Halle (m/w): hinten im Kirchenschiff
Pharao: vor dem Altar
Pua + Schifra:
Szene 1: im hinteren Kirchenbereich
Szene 2: vor dem Altar
Beginn des Anspiels:
Erzähler:
Wir möchten Sie heute Abend einladen mit uns eine gedankliche Reise zu unternehmen. Damit Sie diese Reise erleben können, bitten wir Sie nun Ihre Augen zu schließen. Am Ende der Reise gebe ich Ihnen Bescheid, sobald es Zeit ist, die Augen wieder zu öffnen.
Wir befinden uns nun rund 1500 Jahre vor Christi Geburt. Das Ziel unserer Reise ist Ägypten. Sie sind ein Handelsreisender, der mit einem Schiff den Nil heraufgefahren war und nun auf dem Weg ist, genauer auf dem Weg in das Stadtzentrum, wo sich der große Markt befinden soll. Es ist besonders heiß heute. Die Luft flimmert und Sie spüren den heißen Sand unter Ihren Fußsohlen. Neben einem Brunnen setzen Sie sich auf eine halbfertige Mauer, um sich auszuruhen. Eine große Palme spendet kühlenden Schatten. Eine Gruppe reicher Ägypter mit herrlichen Gewändern, geht an Ihnen vorüber. Vorneweg ein Diener der den Weg für seine Herrschaft frei macht.
Diener:
„Platz für die Erhabenen, geht aus dem Weg, macht Platz!“ ….
„Geh mir aus dem Weg du dreckiger Sklave!“
Erzähler:
der Diener schlägt dem Mann, der am Wegesrand mit dem beseitigen von Steinen beschäftigt ist, so stark auf die Schulter, dass dieser das Gleichgewicht verliert und mitsamt den Steinen, die er auf seiner Rückentrage gestapelt hatte, die Böschung hinunter fällt. Er überschlägt sich mehrfach, stößt mit seinem Kopf gegen einen Stein und verliert das Bewusstsein.
Sein Name ist Josef. Er ist Steinmetz und schon sein Leben lang Sklave in Ägypten. Diesen harten Umgang ist er von klein auf gewöhnt.
Als Josef seine Augen öffnete sieht er in das wütende Gesicht eines Aufsehers, der die Peitsche schwingend über ihm steht. Langsam kommt das Bewusstsein zurück. Doch je wacher er wird, umso mehr schmerzen die Schläge der Peitsche.
Aufseher:
„Steht endlich auf, du Sohn einer Ratte!“
Erzähler:
schreit Ihn der Aufseher an,
Aufseher:
„Ja, Ratten seit ihr allesamt und fresst unsere Vorräte weg!“
Erzähler:
Wieder fliegt die Peitsche und trifft Josef hart. Er rappelt sich auf und sammelte die Steine, die nun überall verstreut liegen ein.
Eine Ägypterin kommt des Weges und spricht den Aufseher an:
Ägypterin:
„ Wann wird der Pharao endlich etwas gegen diese Brut unternehmen? Sie vermehren sich wie die Kaninchen und schon bald gibt es mehr Sklaven als Ägypter in unserem Land …“
Erzähler:
Josef kommt aus dem Hause Levi und trägt einen berühmten Namen.
Es gibt niemanden unter den Hebräischen Sklaven die oder der die Geschichte nicht kannte; von Josef und wie er, quasi im Traum, Ägypten vor einer großen Hungersnot bewahrt und seinen Vater Jakob mit seinen Brüdern nach Ägypten geholt hatte.
Damals waren die Hebräer noch hoch angesehen und lebten gleichberechtigt zusammen mit den Ägyptern.
Doch das ist schon lange her. Der neue Pharao kennt die Geschichte um Josef und seine Träume nicht. Für Ihn sind die Sklaven ein notwendiges Übel. Es sind Arbeitstiere deren Zahl langsam überhandnimmt. In seinem Volk rumort es, so kann es nicht weitergehen.
--- Pause ---
Nachdem Sie sich nun auf der Mauer etwas ausgeruht haben, machen Sie sich auf den Weg Richtung Markt. Plötzlich taucht eine große Menschenmenge hinter Ihnen auf. Sie drängen an Ihnen vorbei, reisen Sie mit auf ihrem Weg, auf ihrem Weg zum Palast des Pharao. Ehe Sie es sich versehen stehen Sie in der prachtvollen Halle in der der Pharao die Bitten seines Volkes entgegen nimmt, Recht spricht und Gesetze erlässt.
Ganz vorne knien zwei Frauen. Sie scheinen zu den hebräischen Sklaven zu gehören, die man überall im Land finden kann.
Die Hebräer werden von ihren ägyptischen Herren arg drangsaliert und trotzdem gibt es immer mehr von ihnen.
Sie hören Sie jemanden hinter sich reden …
Person in der Halle:
„Ich kenne die beiden! Das sind die hebräischen Hebammen Schifra und Pua. Warum lässt sich unser göttlicher Pharao herab und spricht mit diesen Sklaven? – Das sind doch nur Tiere“.
Erzähler:
Der Pharao erhebt sich und es wird mucksmäuschen still im Saal.
Er spricht die beiden Frauen an:
PHARAO:
„Wenn ihr den hebräischen Frauen helft und bei der Geburt seht, dass es ein Sohn ist, so tötet ihn; ist's aber eine Tochter, so lasst sie leben.“
Erzähler:
So lautete der Befehl des Pharao – und für die Ägypter war Pharao nicht einfach König, sondern gleichsam auch ein Gott.
Den Befehl zu missachten bedeutete den sicheren Tod.
Das wussten die beiden.
---- Pause ---
Sie beobachten wie zwei Wächter neben die beiden Frauen treten.
Jeweils zwei von ihnen ergreifen eine Frau und schleppen sie durch die grimmig dreinschauende Menschenmenge hinaus.
Als sie an Ihnen vorbei kommen, folgen Sie den beiden nach draußen.
Die Wächter werfen die beiden Frauen in den staubigen Sand.
Die beiden sind völlig aufgelöst.
Mit Tränen in den Augen, stehen die Hebammen fassungslos vor der ihnen gestellten Aufgabe.
Da hören Sie wie die größere der beiden das Wort ergreift.
(Szene 1)
Pua:
„Großer Gott, was sollen wir jetzt nur tun? Nicht einmal die wildesten Tiere töten ihre eigenen Kinder.“
Schifra:
„ Ja, genau wilde Tiere sind wir in deren Augen. Guter Gott, hilf uns einen Weg zu finden aus dieser schrecklichen Lage“
Erzähler:
Pua, denkt nach
Pua (gedankenversunken):
„Wilde Tiere …“
Erzähler:
Plötzlich huscht ein Lächeln über ihr Gesicht:
Pua (begeistert!):
„Guter Gott! Das ist die Lösung!“
Erzähler:
Schifra schaut sie ungläubig an.
Pua:
„Die Ägypter halten uns für wilde Tiere, oder?“
Schifra:
„Ja, aber ..“
Pua:
„Jetzt sage mir, liebe Schifra, welches wilde Tier braucht eine Hebamme?“
Erzähler:
Die beiden Hebammen taten nicht wie der Pharao befohlen hatte.
Sehr schnell wird dem Pharao klar, dass Schifra und Pua seinen Befehl missachtet hatten. Wie zu erwarten lässt er die beiden zu sich in den Palast bringen.
Wir befinden uns wieder im Palast des Pharao.
Pharao (wütend):
„Wie könnt ihr es wagen meinen Befehl zu missachten?“
Erzähler:
Der Pharao war außer sich, denn kein einziger Knabe war von den Hebammen getötet worden.
Pua ergriff das Wort …
(Szene 2)
Pua:
„Verehrter Herr, wir konnten euren Befehl nicht ausführen. Die hebräischen Sklaven sind wie wilde Tiere und gebären Ihre Kinder meist ohne unsere Hilfe.
Bislang konnten wir keinem Knaben auf die Welt helfen, um ihm dann auf euren Befehl hin das Leben zu nehmen.“
Erzähler:
Pua und Schifra machten sich die schlechte Meinung über die hebräischen Sklaven, die unter vielen Ägyptern herrschte, zu nutze. Der Vergleich mit wilden Tieren überzeugte den Pharao und die Kinder des auserwählten Volkes wurden bewahrt.
Die Hebammen zeigten Zivilcourage und legten ihr eigenes Leben in die Waagschale, denn Ihr Verhalten hätte durchaus mit der Hinrichtung der beiden enden können.
Doch Gottes Segen lag auf den Hebammen und ihrem Tun und Lassen.
--- Pause ---
In der großen Halle des Pharao ist fassungslose Stille eingekehrt. Die bei Hebammen verneigen sich tief und verlassen die Halle mit nichtssagender Mine.
Sie blicken den beiden nach.
Was für ein mutiges und kluges Handeln …
Auch Sie wenden sich ab und verlassen die große Halle des Pharao, verlassen die Stadt am Nil, verlassen Ägypten sind wieder wohlbehalten im hier und jetzt der Hohenecker Wolfgangkirche angelangt und öffnen die Augen.
Wie wir heute wissen, endeten letztlich alle Bemühungen des Pharao, die hebräischen Sklaven zu dezimieren damit, dass einem Mann und eine Frau aus dem Hause Levi einen Sohn bekamen.
Sie legten Ihn, um ihn vor dem Pharao zu schützen in ein Weidenkörbchen und übergaben ihn dem Nil.
Mit Gottes Hilfe und wie von den Eltern erhofft, überlebte der Knabe und wuchs zu einem Mann heran – zu einem Mann namens Mose …